Reisen, Reisen, Reisen, Hallo Welt – Wir kommen!

R2F2’s 14. Reise

Vom 10. August bis 07. Oktober 2025

R2F2’s Sommerreise startete ganz sportlich, mit einer Radtour durchs Nagold- und Würmtal – rein zum Aufwärmen, versteht sich, bei der sich unser Captain, ganz bescheiden, nur minimal wie ein Tour-de-France-Held fühlt. Beim anschließenden Gartenfest im Heckengau verwöhnten Brigitte und Sigfried uns so gut, dass wir kurz überlegten, das Nordkap einfach an uns herankommen zu lassen und die Weiterreise zugunsten eines dauerhaften Aufenthalts zu verschieben. Nach einem üppigen Sonntagsweißwurstfrühstück das den Charakter einer feierlichen Grundsteinlegung für die Tagesenergie hatte, machten wir uns dann bei gemütlichen 35 °C auf den Weg nach Norden. Man soll ja vorbereitet sein – selbst auf Kälte!


Don’t follow the Herd – stay wild

Skandinavientour

Einmal Nordkap und zurück

Manche mögen’s bunt in Witzenhausen

Im schnellen Schritt geht es zum Womohafen Witzenhausen an der Werra. Kaum angekommen, macht unser Kapitän eine spektakuläre Entdeckung: An der Gaszapfsäule der Tankstelle in Renningen hat er seine Schuhe stehen lassen – und zwar nicht etwa ein Paar. Nein! Viel besser: einen rechten und einen linken Schuh aus zwei völlig unterschiedlichen Paaren. Ein modisches Statement, das die Welt wohl selten zu sehen bekommt. Also mussten wir erst einmal nach einem Geschäft Ausschau halten, um neue Sportschuhe zu ergattern. War wohl doch eine etwas zu lange Nacht gestern, für unseren Captäään. 🍺😄



… und so laufen wir mit neuen pinken Laufschuhen am nächsten Abend im Yachthafen von Schleswig ein,


Aalborg

…und am nächsten Nachmittag tuckerten wir schließlich in den Yachthafen von Aalborg. Mit den frisch erworbenen Supertretern konnten wir nicht einfach an Bord sitzen bleiben – eine Erkundungstour durch die Altstadt war praktisch verpflichtend. Dort erfuhr ich dann auch, dass ausgerechnet Aalborg den berühmten Architekten Jørn Utzon hervorgebracht hat – den Mann, der das Opernhaus in Sydney entwarf. Offenbar kann selbst eine dänische Hafenstadt große Oper machen.


Kurzer Boxenstopp am Skagerrak

Fast entspannt kommen wir so am Mittwochmittag kurz vor Elf am Skagerrak in Hirtshals an. Fast entspannt? Nein, wenn da nicht das Geräusch an den Vorderbremsen wäre. So bleibt uns nichts anderes übrig nachzuschauen was da so quietscht. Also Werkzeug raus, R2 hochbocken, Rad runter. Hhmm? Bremsbacke rechts ist runter und das ohne Anzeige am Display, was nun🤔? Werkstatt? Wo?  Nach ein paar Minuten wurden wir fündig. Anruf beim Boschservice hier in Hirtshals, und welche Freude sie können‘s machen, wir sollen gleich vorbeikommen. (Natürlich mit dem Hinweis unsererseits, dass unsere Fähre Morgenmittag nach Norwegen fährt). So fährt unser R2 um 16 Uhr mit beiden neuen Vorderbremsen (Backen und Scheiben) aus der Werkstatt, diesmal allerdings ohne Orangen. 😅. Kosten🤔🥲😥🤔? Spielt im Norden keine Rolex💵!


Am Donnerstag 12:15 legt die Colorline Fähre in Hirtshals, Dänemark in Richtung Norwegen ab. F2 genießt das Fischbüffet 😋an Bord der Fähre.


Wissenswertes über Skandinavien während der Überfahrt

🍿 Europas geologische Blockbuster 🏔️

Skandinavien ist älter als der letzte Superkontinent Pangäa, in dem alle Landmassen der Erde vereint waren. In einer Welt vor 500 Millionen Jahren… …gab es ein DRAMA – Ein kleine Episode in die Erdgeschichte des heutigen Skandinaviens bzw. Fennoskandinaviens, dazu zählen Dänemark, Norwegen, Schweden, Finnland und die russische Halbinsel Kola.

Die Kontinente waren gelangweilt. Doch dann knallten die nordamerikanische Laurentia mit der eurasische Platte, dem Kontinente Baltica und dem kleine Avalonia in einer epischen, erdbebenartigen Kollision zusammen! Der nördliche Großkontinent Laurussia entstand.

Es war die Geburt der Kaledoniden – ein Gebirge, so hoch, dass es den Mount Everest🏔️wie einen Maulwurfshügel aussehen ließ. Hierbei wurden Tiefengesteine gefaltet und in die Höhe gehoben – Die Drama-Queen👸 , die Kaledoniden, ein Riesen-Gebirge, als Naht in seiner Mitte des neuen Laurussia (u.a. Highlands und Appalachen). Das aber sofort nach seiner Geburt anfing, sich selbst zu zerlegen (Erosion). – Ein Teil dieses Urgebirges sind die heutigen Felsmassive Norwegens.

Die Hauptdarsteller der Geschichte: Der harte Kerl🏋️💪 – der östliche fennoskandischer Teil – das Baltische Schild, ist seit seiner Gebirgsauffaltung vor mindestens einer Milliarde Jahren, zu einem flacheren Rumpfgebirge erodiert und besteht u.a. aus kristallinen Gesteinen (u.a. Gneis, Granit u. kristallinem Schiefer). Die ältesten Gesteine die alles überlebt haben. Zäh, hart und der Fels in der Brandung! 

Durch diese Konstellationen kann Skandinavien heute eine so hohe Konzentration an Bodenschätzen, Mineralien und Seltenen Erden aufweisen. Innerhalb Fennoskandinaviens besitzt Norwegen zusätzlich zu den Mineralien auch reiche Öl- und Gasvorkommen im atlantischen Kontinentalschelf. Schweden wiederum ist reich an Kupfer, Blei, Zink Eisenerz und Seltenen Erden. In Finnland findet sich kaum Seltene Erden, aber dafür andere wertvolle Metalle.


Geografie

Die Skandinavische Halbinsel ist rund 1850 Kilometer lang mit einer variierenden Breite von etwa 370 bis 805 Kilometern. Etwa ein Viertel der Skandinavischen Halbinsel liegt nördlich des nördlichen Polarkreises. Der nördlichste Punkt befindet sich an der Landzunge auf der Nordkinnhalbinsel.

Dann, vor etwa 500.000 Jahren, setzte eine Phase ein, die von steigenden Niederschlägen und fallenden Temperaturen geprägt war. Die Eiszeit – der Kälteschock des Jahrtausends. Gigantische Eismassen, stellenweise bis zu 2000 Meter dick, übernahmen nun die Hauptrolle. Dieses gewaltige Eis bedeckte noch vor 10.000 Jahren ganz Skandinavien. Und es war keineswegs nur eine stille Kulisse: Die Gletscher wirkten als gnadenlose Landschaftsarchitekten.

Gletscherzungen schnappten sich die alten Flusstäler und bewegten sich zur Küste und frästen sie mit gnadenloser Kraft zu tiefen, U-förmigen Trogtälern aus. An der Küste verwandelten sie diese Täler die nach der Eiszeit überflutet wurden in die berühmten Fjorde – schmale, tiefe Meeresarme, wo das Meer ins Herz des Landes vordringt. (Manche Fjorde sind tiefer als der Fels darüber hoch ist.) So liegt z.B. der Grund des Sognefjordes am Ende 1.300 m unter der Wasseroberfläche, während er kurz vor der Mündung in die Nordsee nur 20 m tief ist.

Andere Täler hingegen entstanden durch den Abfluss von Schmelzwässern unter dem Eis. Drang in diese zugleich Seewasser ein, bildete sich eine Förde, wie z.B. der Oslofjord, der sich zudem besonders gut vertiefen konnte, da das Gebiet Teil einer unterirdischen Grabenzone ist, diese sich in Richtung Süden durch das Rhein- und Rhônetal fortsetzt.

Aus anderen Schmelzwasserrinnen bildeten Vertiefungen und später lange Binnenseen diese wie Fjorde aussehen, aber ohne das je Zugang zum Meer bestand. z.B. nördlich von Oslo gelegenen Randsfjord.

Im Inland schliffen die Eismassen das Land ab, sie hinterließen ihre „Müllhalden“ (die Moränen) und polierten die Berge zu glatten Fjellen, weitläufigen Hochebenen und Seen, den Vidden. Fjells und Vidden liegen meist oberhalb der Baumgrenze und weisen Tundravegetation auf. z.B das Dovrefjell südlich von Trondheim, oder das Hardangervidda im Süden

Auch an der Küste hinterließ das Inlandseis seine Spuren. So finden wir vor allem in der Region Helgeland, zwischen Trondheim und Bodø, ganze Insellabyrinthe, die aus Schären, also zu Rundhöckern abgeschliffenen Eilanden bestehen.

Nach dem Abschmelzen des Eises, auf der nun nicht mehr das Gewicht der Eisdecke lag, begann sich die Landmassen aus der Erdkruste zu heben. Noch heute hebt sich das Land in manchen Teilen Skandinaviens bis zu etwa zehn Millimeter pro Jahr.

Übrigens sind die norwegischen Gletscher keine Relikte der letzten Eiszeit. Sie bildeten sich erst nach einer neuerlichen Klimaverschlechterung vor gut 2.500 Jahren. Während der kühlen Jahre der sogenannten kleinen Eiszeit, im 17. Jahrhundert, erreichte die Ausdehnung des Eis ihr Maximum. Seit der Mitte des 18. Jahrhunderts ziehen sich die Gletscher jedoch wieder zurück, wobei es zu Beginn der 90er Jahre des 20. Jahrhunderts wieder erste leichte Anzeichen für ein Vorrücken des Eises gab.

Das Vermächtnis: Heute ist Norwegen das Ergebnis dieser chaotischen Geschichte: Ein Land der zerklüfteten Küsten, hoch aufragenden, aber abgerundeten Bergmassive und tiefen, kühlen Gewässer. Norwegen – gebaut aus Kollision, geformt von Eis. Jetzt im Kino… äh, in Skandinavien!🍿


Geschichte Norwegen

Von der Steinzeit bis zu Ragnar und weiter

Es ist 9000 v. Chr. alles ist gefroren und dann taut Norwegen am Ende der ersten Eiszeit langsam auf. Ein paar superharte Steinzeitmenschen schauen sich um und denken: „Jo, hier kann man leben! Es gibt Fische, Elche, Hirsche, Ren, Robben und Wale – Buffet ist eröffnet!“ 🍣🦌Sie jagen, fischen, frieren – und irgendwann kommt einer auf die glorreiche Idee: „Was, wenn wir Essen einfach anpflanzen, statt ihm hinterherzurennen?“ Und Zack – die Bronzezeit und um 500 v. Chr. die Landwirtschaft sind geboren. 🌾

Im hohen Norden leben die Samen – und irgendwann dachten sie sich: „Diese Rentiere trotten sowieso ständig mit uns mit – warum also nicht gleich zähmen?“ Gesagt, getan: Vor rund 3.000 Jahren begannen mit der Domestizierung. Seitdem ziehen sie mit ihren Herden durch Schnee und Eis. Rentiere: die flauschige Lebensgrundlage. 🦌💼Und bis heute sind sie für die Samen ein zentraler wirtschaftlicher Pfeiler.

Dann – Trommelwirbel – es kommen Ragnar und seine Wikinger ursprünglich aus Dänemark! ⚔️Die Typen mit den Booten, Bärten und Bizeps. Zwischen 800 und 1050 n. Chr. segeln sie überall hin: England, Irland, Frankreich – basically ein Mittelalter-Eurotrip mit Schwertern.
Sie plündern, handeln, gründen Städte wie Dublin um 836n. Chr. und besiedelten Regionen wie die Normandie und sind insgesamt alle ziemlich beschäftigt. Einer von ihnen, Leif Eriksson, segelt um das Jahr 1000 einfach nach Westen, landet in Nordamerika und sagt: „Nice, das nenn ich Vinland. “Kolumbus? Kam 500 Jahre zu spät. 🤷‍♂️ – Die Wikingerzeit endet 1066, als König Harald Hardråde versucht, England mal wieder zu erobern und dabei spektakulär verliert. Ende der Wikinger-Ära, Ende der Party.

Danach gehört Norwegen erstmal bis 1814 Dänemark, dann vereinigte es sich mit Schweden. 1905 sagen sie Tschüss zur Union: „Ehrlich, wir haben genug von WG-Leben.“ und krönen Haakon VII. zum König. 👑 Und das Beste? Nach der offiziellen Unabhängigkeit Norwegens 1907 dürfen Frauen lokal wählen, seit 1913 auch national. Norwegen also: fortschrittlich, frei – und voller Fjorde.

Heute ist es das Land von Trollen, Riesenlachsen, Mitternachtssonne, Polarlichter und Menschen, die bei –20 °C ❄️sagen: „Ach, ist doch mild heute!🦩🐠🌴“


3,5 Stunden später rollt unser R2 bei Regen aus dem Bauch der Fähre ans Festland von Kristiansand am Skagerrak in Norwegen. Norwegen gehört zu den am dünnsten besiedelten Ländern Europas.

Flächenstatistik der Gesamtfläche von 2020

1,7 % bebautes Gebiet; 3,5 % landwirtschaftlich genutzte Fläche

37,4 % Waldgebiet, über 50 % Gebirge, Fjells oder Moore 

7 % als Gewässer oder Gletscher 

~ 20 % des Hauptlandes liegen auf einer Höhe von mindestens 900 m Höhe 

19,5 % liegen auf mindestens 600 m, 31,7 % unter 300 m


Die Reise durch Skandinavien

Entlang der Sonnenküste zum Oslofjord

Nach einigen Diskussionen zwischen Navigator und Steuermann nimmt die Crew nicht Fahrt Richtung Bergen wie geplant auf, sondern entlang der norwegischen Sonnenküste🌞nach Oslo.

Risør, die weiße Stadt am Meer, wo selbst die Möwen höflich grüßen – und das Lachsbrötchen fragt, ob du noch einen Bissen willst.

Nach Risør landen wir in Kragerø. Die roten Häuser am Hafen wirken so fotogen, dass selbst unsere Kamera kurz Schnappatmung bekommt.

Fjord, Fähre, Falsch abgebogen

Wir wollten die Munk Villa bei Drøbak finden – sie wollte uns offenbar nicht finden lassen. Dafür landeten wir auf einem charmanten Miniparkplatz mitten im Nirgendwo.
Am Abend: 5 Franzosen, 6 Deutsche und ein Holländer – klingt wie der Anfang eines Witzes, endete aber als gemütliche Fjord-Party bei den Franzosen.
Moral des Tages: Wer in Norwegen sucht, findet selten das Gesuchte, aber immer was Besseres.

So wie die Gruppe die von einem Holi-Fest gerade zurückkommen und sich prompt fotografieren ließen.


Oslo

Am Samstagvormittag führt uns unser Weg nach Oslo, wo wir unseren alten Freund Michael treffen – unseren ganz persönlichen Wettermann🐸 und seit 35 Jahren lenkt er hier die Launen des norwegischen Himmels. Mal sehen, ob sich das Wetter bei einem Bier bestechen lässt😉, damit auf der Skandinavien-Tour die Sonne für uns lacht.🌞

Sightseeing wie die Wikinger – nur mit weniger Axt und mehr Kamera! 🪓📸 Nach der privaten Tour durch Oslo gab’s im „Lofoten“ frischen Fisch (fast noch mit Meerblick), dann ein Øl im Irish Pub zur Stärkung, und zum krönenden Abschluss: die Sky-Bar im Marriott mit Aussicht, die selbst die Nordlichter blass aussehen lässt. Skål! und Danke!🍸✨


Innlandet

Kaum in Oslo angekommen, zieht es uns schon weiter – ab September drohen die ersten Herbststürme, und die wollen wir lieber nicht persönlich kennenlernen. Also direkter Kurs: Nordkap wir kommen!

Entlang dem Mjøsaford über Lillehammer, die E6 bis Ringbu nach Røros der alten UNESCO Bergbaustadt und dann hinüber nach Schweden.


Mission: Nordschweden!
Über Östersund tuckern wir Richtung Umeå – einmal quer durchs Land, bis wir die Ostsee grüßen können. Weiter geht’s auf der legendären E45, wo mehr Rentiere als Autos unterwegs sind, bis nach Piteå. Dort, an der E4, macht unser tapferer R2 (Held der Gaspedal-Galaxis!) endlich eine Entdeckung von galaktischem Ausmaß: die einzige Gastankstelle im hohen Norden! 🛢️✨Frisch betankt und voller Abenteuerlust geht’s weiter gen Sangis – und schließlich bei Haparanda heißt es: „Hej då, Schweden! Wir verlassen das Land der Elche und endlosen Wälder.“


Finnmark

Suomi – Land der tausend Seen und unendlichen Kaffeevorräte!

Über den Torne älv gleiten wir hinüber nach Finnland – zack, schon sind wir in Suomi! Auf der E75 rollen wir nordwärts nach Rovaniemi, dem legendären Santa-Claus-Dorf am Polarkreis. 🎅🎁Hier beginnt die unvermeidliche Postkartenorgie: „Grüße vom Weihnachtsmann“, „Hier wohnt das Rentier Rudolf“, „Wir frieren, aber lächeln trotzdem.“ Kaum sind die letzten Karten geschrieben und die Finger wieder aufgetaut, ruft der Norden weiter. Über Inari – wo der Wind Geschichten erzählt und der Kaffee nie stark genug ist – führt uns die Straße Richtung Tana. Kurz vor dem Ziel wartet die letzte Etappe: unser Team überquert am Karasjohka wieder die Grenze nach Norwegen. Ein kurzer Blick zurück – und schon heißt es: Hei hei, Suomi! 👋


Nordnorwegen – Finnmark

An der Barentssee Varangerhalbinsel

Nach einer gründlichen, fast schon übermotivierten Grenzkontrolle an der finnisch-norwegischen Grenze rollt unser etwas angeschlagenes Team endlich an den Varangerfjord. Die Stimmung ist irgendwo zwischen „Ich will zurück nach Lappland“ und „Wo gibt’s hier Kaffee?“. Eigentlich wollten wir noch bis nach Kirkenes weiterfahren – aber ganz ehrlich: Wir brauchen jetzt dringend eine Portion stressless. Also Planänderung! Kurs auf Vardø – das klingt nach Meer, Wind und vielleicht einem Hauch von Abenteuer. Entlang der Straße nach Vadsø hat man sich hier etwas einfallen lassen, um auch die letzten Unentschlossenen in diese windumtoste Ecke zu locken: Kunstobjekte! Riesige Installationen mitten in der Tundra, die aussehen, als hätte ein Riese beim Spazierengehen seine Fußspuren nach Norden hinterlassen. Wir folgen ihnen – neugierig, fröstelnd, aber irgendwie begeistert.


Vardø

Vardø – wo Norwegen schon fast Russland grüßt

Ganz im Osten Norwegens, östlicher als St. Petersburg und Kairo (!), trotzt Vardø der wilden Barentssee. Hier gibt’s mehr Wind als Menschen, ein paar Hurtigruten-Touristen – und sehr wetterfeste Einheimische. Schon vor 9000 Jahren siedelten hier Leute (vermutlich mit dicken Fellen und viel Geduld). 1306 wurde Vardø gegründet – als Bollwerk gegen Russland, mit dem man später lieber Handel trieb, bis die Revolution Schluss machte. Heute locken bunte Streetart-Häuser und das eindrucksvolle Hexendenkmal von Peter Zumthor. Über allem wachen vier riesige Radarkuppeln – das NATO-Frühwarnsystem schaut hier genauso aufmerksam wie die Möwen. Etwa 40 km nördlicher liegt Hamningberg, ein verlassenes Fischerdorf, im Winter nur per Schneescooter erreichbar – perfekt für alle, die mal wirklich offline sein wollen. Reisetipp: Sonnencreme überflüssig, Geduld und Mütze Pflicht, aber doch sonnig!🧭🧣


Entlang der Fjorde der Barentssee

Wo das Meer so kalt ist, dass selbst die Fische Pullover tragen.🐟🧊


❄️ Kurze Stippvisite am Nordkap – das Ende der Welt in 120 Minuten

🚗 Anreise – Du fährst und fährst und fährst … Dann denkst du, du bist da – aber nein, es sind noch 35 km mehr Fjell und Rentiere und Nebel. Am Ende der Straße wartet ein großer Parkplatz, ein Wind, der dich direkt wachbläst, und das Gefühl, gerade das letzte Level Europas erreicht zu haben. Du weißt, du bist am Nebeleingepackten Nordkap angekommen, wenn der Wind stärker ist als dein Wille, noch ein Selfie zu machen – und du trotzdem eins machst, weil: Ich war hier!“ – und es werde Licht für 5 Minuten!

Das Nordkap die Nase Europas ein Mix aus Atlantik- und Arktisduft. Kurz gesagt: Links chilliges Atlantik-Feeling schnuppernd am Nordmeer, rechts pustet die frostige Barentssee Arktis-Vibes – und das Nordkap steht dazwischen und macht den Wetter-DJ.


Hammerfest – Wo selbst die Sonne keine Pause kennt 😏🌞

Willkommen in Hammerfest, der Stadt, in der Rentiere den Zebrastreifen ernst nehmen und der Meridian beschlossen hat, Urlaub zu machen. Hier geht die Sonne bei uns fast nie unter – was super klingt, bis man merkt, dass auch die Mücken Nachtschichten machen. Im Winter dagegen übernimmt das Nordlicht die Schicht – zuverlässig, pünktlich und eindeutig der coolere Job. ❄️✨Man kann im Eisbärenclub Ehrenmitglied werden (weil echte Eisbären zu selten zum Einstand erscheinen) und sich fragen, ob der Sommer vielleicht irgendwo im Süden feststeckt. In Hammerfest steht auch ein Stein, der schon mehr Welt gesehen hat als unser Navi. Der Punkt wo die Welt vermessen wurde – und dabei offenbar der Verstand kurz Pause hatte. Der Meridianstein markiert den nördlichsten Punkt des Struve-Bogens – eines XXL-Projekts zur Vermessung der Erde. Im 19. Jahrhundert zogen Wissenschaftler mit Notizblock, Wollmütze und Frostbeulen los, um herauszufinden: Die Erde ist rund – und Hammerfest gefühlt am Nordpol. 😄Heute ist der Stein UNESCO-Welterbe, lächelt tapfer für Selfies und denkt sich vermutlich: „Früher hab ich die Welt vermessen – jetzt zähle ich Touristen.“ 📸😄🧭💫❄️


Alta – Wo selbst die Rentiere fast frieren

Alta ist nichts für Warmduscher. Schon der Name klingt nach Abenteuer Alta – nach einem Ort, der so weit im Norden liegt, dass selbst Google Maps kurz zögert, bevor es „Route wird berechnet“ anzeigt. Willkommen in der Stadt der Nordlichter! Wir sind allerdings noch zu früh im Jahr dran aber dafür geht es in Alta zurück in die Vergangenheit und hier steht auch eine der begehrten und seltenen Gastankstellen. Wir waren aber so sparsam, dass wir diese rechts liegen lassen.
Über 6.000 Jahre alte Felszeichnungen erzählen vom Leben der ersten Jäger – wahrscheinlich die älteste Jagdurlaub-Doku Europas: Mensch, Elch, Pfeil, fertig? Wenn es da nicht die Nordische Kosmologie gäbe. .

…Und anschließend dann ein Sprung in die Gegenwart der neueren Mythologie zur Nordlichtkathedrale, einer UFO-artigen Kirche aus gebürstetem Stahl. Kulinarisch ist Alta sehr nordisch – Rentier, Kabeljau oder doch Rentier (das so teuer ist das wir uns das nicht leisten wollen),… hier gibt es Ren in Suppe, Ren auf Brot, Ren im Traum. Irgendwann glaubt man, das Tier persönlich zu kennen. Tipp: Die Fischbrötchen sind fantastisch, das Leichtbier schmeckt uns, als hätte man sich damit für das Überleben in der Kälte selbst belohnt. Unser Fazit: Eiskalt verliebt in den Norden, alles für Entdecker mit Humor. Hier oben lebt man nicht trotz der Kälte, man lebt wegen ihr, sagt man. Und wenn man am Ende der Reise zurückblickt, denkt man: „Ich bin zwar halb erfroren, aber wenigstens war’s spektakulär! Anmerkung vom Kapitän, Kälte ist subjektiv, jeder empfindet es etwas anders, so fanden wir die Temperaturen angenehm und das Wetter hat bis dahin wirklich toll mitgespielt. Wir hatten nur wenig wirkliche Regentage und überwiegend 2stellige Tagestemperaturen im Plus. Dank zum „Direkten Draht!“


Arktischer Herbstzauber am Ende der Welt – wo Sonne, Fjord und Stille sich treffen“

Nach einer Stunde Fahrt von Alta, drei Tunnel, zwei Panikmomenten („Führt Google Maps mich ernsthaft in ein Rentiergehege?“) und einer Landschaft, die jeden Fotofilter arbeitslos macht, taucht es plötzlich auf: ein kleines Paradies zwischen Fjord, Bergen und – ja, noch mehr Bergen. Wenn du glaubst, du hättest schon einmal kalte Füße gehabt – warte, bis du in Burfjord, aus dem Auto steigst. Der Wind hier oben soll kein Wind sein, er ist eine Persönlichkeit. Eine, die dich mit einem eiskalten „Willkommen im Norden!“ begrüßt. Aber bei uns schiebt sich ein goldener Sonnenstrahl durch die Wolken, und plötzlich sitzen wir kurzärmlig draußen. Herbst in Nordnorwegen im Arcticfjordcamp – das ist kein Wetter, das ist ein Charaktertest. Die E6 ist zwar gleich um die Ecke, aber das Gefühl sagt: Ende der Welt. Kein Straßenlärm, kein Stress, kein „Sie haben eine neue E-Mail“. Stattdessen Stille, die so tief ist, dass man sie fast hören kann. Und dann, mitten in dieser Wildnis: WLAN. Im Nirgendwo. Norwegen, du Technik-Wunder! Am Morgens öffnen wir die Womotür, atmet einmal tief durch – und denken: das kann doch nicht echt sein. Fjord. Schnee. Sonne. Berge. Der Duft von feuchtem Moos in der Luft. Irgendwo in der Ferne röhrt ein Elch, als wolle er sagen: „Willkommen in meinem Vorgarten – und bleib von den Preiselbeeren weg.“ Und wenn man dann doch mal die Nase weiter als bis zur Kaffeetasse strecken will: Der Jøkelfjordbreen-Gletscher liegt nur 15 Minuten entfernt. Er sieht aus, als hätte jemand Zuckerwatte großzügig über die Berge gestäubt – und darunter glitzert der Fjord in Blau- und Grautönen, die jeder Farbtabelle trotzen. Herbst in Burfjord – das ist kein Ort, das ist ein Gefühl. Ein bisschen Frost, ein bisschen Feuer. Und ganz viel „Ich bleibe noch einen Tag.“


Sorlenangsbotn Naturreservat
Wo einst Gletscher schmolzen, wachsen heute Moose, spiegeln Seen den Himmel – und manchmal schaut ein Rentier vorbei, um zu prüfen, ob du auch brav wanderst. Naturkino mit Eintrittskarte und unser 1. Nordlicht am 1. September!


Das Tor zum Eismeer – oder: Wie man in Tromsø den Nordpol vergisst

Tromsø, liebe Leute, trägt den stolzen Beinamen „Das Tor zum Eismeer“ – klingt heroisch, oder? Und tatsächlich: Schon im 19. Jahrhundert starteten von hier aus wagemutige Abenteurer zu Expeditionen in die Arktis. Walfänger, Robbenjäger und Forscher machten sich auf, das Unbekannte zu erobern – und vermutlich auch, um ihrer Schwiegermutter zu entkommen. Trotz der nördlichen Lage ist das Klima erstaunlich mild – dank des Golfstroms. Im Winter herrschen meist zwischen –5 und +2 °C. Für die Einheimischen ist das T-Shirt-Wetter, für uns eher „Wie viele Schichten Kleidung kann man übereinander tragen, bevor man sich nicht mehr bewegen kann?“-Temperatur? Früher war Tromsø der nördlichste eisfreie Hafen Europas – also das perfekte Sprungbrett Richtung Nordpol. Namen wie Roald Amundsen, Fridtjof Nansen und Adolf Erik Nordenskiöld sind hier Legende. Sie planten in Tromsø ihre Expeditionen, während wir heute eher Expeditionen zum nächsten Café planen. Auch wirtschaftlich lief es rund: Pelze, Fische, Wale – alles, was schwimmt, friert oder flauschig ist, ging hier über den Ladentisch. Und dann kommt das Beste: Tromsø hat die nördlichste Brauerei Europas! 🍺Natürlich testen wir das sofort, dabei kann ich mir beim Bezahlen nicht verkneifen nachzufragen, ob das Glas beim Preis dabei ist – man weiß ja nie, ob man noch den Polarzuschlag mitfinanziert. Kaufen kann man die Gläser nebenan im Shop. Zum Abschluss stolpern wir über ein Modelabel namens „REIN – folge nicht der Herde, steh frei!“
Klingt nach nordischer Lebensweisheit – oder nach dem Motto: „Zieh dich warm an, aber mit Stil.“ Dass wir dann auch gleich tun, schließlich leben wir ein bisschen dieses Motto.


Senja – Norwegens wilde kleine Schwester mit großer Klappe

Wir dachten ja immer, Norwegen bestünde nur aus Postkartenmotiven: Lofoten, Fjorde, bunte Fischerhütten – und dann kam Senja. Die Insel, ein Stück nördlich des Polarkreises, fühlt sich an wie die freche kleine Schwester der Lofoten: weniger Touristen, genauso schön, nur wilder, kantiger, echter. Schon bei der Ankunft hatten wir das Gefühl, dass Senja anders ist. Die Berge stürzen hier so abrupt ins Meer, dass man fast den Atem anhält. Und direkt daneben liegen Strände, so hell und fein, dass man meint, jemand hätte ein Stück Karibik hierher verschleppt – nur dass man beim Baden besser die Daunenjacke anbehält. Auf den schmalen Straßen sind uns mehr Schafe als Autos begegnet. Einmal stand ein Rentier mitten auf der Fahrbahn und schaute uns an, als wollte es sagen: „Ihr seid hier nur zu Besuch, Menschen.“ Irgendwo zwischen Felsen und Fjorden hörten wir dann dieses tiefe Grummeln – vielleicht war’s ein Troll. Die Nationale Touristenstraße Senja ist eigentlich keine Straße, sondern ein Versprechen: an jeder Kurve ein neues Postkartenmotiv. Wir hielten ständig an, machten Fotos – und irgendwann merkten wir, dass wir die Kamera einfach runternehmen und nur noch schauen wollten. Und dann dieses Licht. Wir saßen am Fjord mit einem heißem Tee und dachten: Das hier ist echtes Norwegen – roh, schön und ein bisschen verrückt. Senja ist kein Ort, den man einfach abhakt. Es ist einer, der bleibt – irgendwo zwischen den Erinnerungen und dem Fernweh. Oder, wie ein Norweger sagen würde: „Es gibt kein schlechtes Wetter – nur die falsche Insel.“


Vesterålen – Wo uns die Möwen anschreien
Wir stehen auf einem Felsen, der Wind zerrt an unseren Jacken, und irgendwo hupt ein Wal – denken wir. Willkommen in Vesterålen – ruhiger, echter und irgendwie näher dran als die Lofoten. Wir fahren durch Fjorde, Berge und Wiesen, halten ständig an – zum Staunen, Lachen, Durchatmen. Der Møysalen (Berg) schaut streng von oben, und wir fragen uns: „Schaffen wir das?“ Meist nur bis zur nächsten Aussicht. Das Wetter wechselt im Minutentakt. Sonne, Regen, Wind – und wir mittendrin, dankbar für jeden warmen Pullover. Über uns kreisen Seeadler, am Strand döst eine Robbe. In kleinen Dörfern riecht alles nach Meer, Salz und Abenteuer. Abends kriechen wir ins Womo, und morgens – dieses Licht, diese Weite, dieses Wow. Wir kamen, um Natur zu sehen. – irgendwo zwischen Fjorden, Fisch und Freiheit. Vesterålen hat immer einen Trick, um uns sprachlos zu machen. Und dann: Nordlys (die man nach dem 23.9. noch besser sehen kann). Still. Magisch. Fantastisch. 🌬️🐋✨Übrigens sind es von Andernes aus noch 1400 nach Grönland und 810 km nach Spitzbergen.


🛠️⚒️🚧👷‍♂️👷‍♀️

Karibikfeeling auf den Lofoten

Wir sind auf den Lofoten – mitten im Nordmeer, aber mit mehr Karibikfeeling, als man je erwartet hätte bei dieser wilden Inselkette im Norden Norwegens, wo man nie so genau weiß, ob man gerade in einem Postkartenmotiv, einem Abenteuerfilm oder einfach in einem besonders launischen Wetterbericht gelandet ist. Hier treffen steile Berge direkt auf türkisblaues Meer, Fischerhütten kleben an den Felsen wie aus Lego gebaut, und selbst die Schafe sehen aus, als hätten sie ein besseres Leben als wir. Wir fahren an endlosen Stränden vorbei, die aussehen wie in der Karibik – nur dass man hier statt in Badeshorts eher in Neoprenanzügen unterwegs ist. Und ja, hier wird gesurft! Zwischen Möwen, Fjorden und 8 Grad Wassertemperatur reiten Surfer ihre Wellen, die sich mit denen von Bali locker messen könnten zumindest wenn die Stürme kommen – nur eben mit Mütze statt Kokosnussdrink. Wenn wir nach der Session am Lagerfeuer sitzen, mit salziger Haut und heißen Getränken, wissen wir: Die Lofoten sind kein Ort, sie sind ein Gefühl – irgendwo zwischen Abenteuer, Gänsehaut und karibischem Tagtraum im Nordmeer. Der Herbst bringt hier keine graue Tristesse, sondern goldene Sonnenuntergänge, die aussehen wie aus einem Tropenfilm und Nächte, in denen die Nordlichter wie eine private Lasershow über uns tanzen, dazu Tropen Nächten bei +20°C und das 300km nördlich vom Polarkreis. War doch richtig das Wetter zu bestechen 🤣🤣 Abends sitzen wir eingemummelt am Fjord und grillen vielleicht einen frisch gefangenen Fisch (zumindest träumen wir davon) und warten auf das Nordlicht, das sich manchmal zeigt, manchmal auch nicht – Drama gehört hier einfach dazu. Leider gehört auch das Drama mit den vielen Leuten und ganz vielen Womos dazu. „Stay Wild“ ist auf den Lofoten nicht mehr möglich, auch jetzt wo der Sommer schon fast vorbei ist. Aber trotzdem denken wir zwischendurch: Das hier ist das Ende der Welt – und gleichzeitig ein Abenteuer. Willkommen auf den Lofoten. Wir sind glücklich und komplett verzaubert.


Von Lødingen setzt uns die Fähre nach Bognes über, zurück aufs „Festland“ – zumindest auf das, was hier als solches durchgeht. Ein kurzer Abstecher ins Sami-Zentrum Arran, ein Ort voller Geschichten der samen und dann nimmt uns unser R2 mit auf die nächste Etappe über entlang der E6 nach Bodø, vorbei an steilen Hängen und weiten Fjorden. PS hier haben wir die Musik von Marie Boine, Idjagiedas kennen gelernt, was diese Landschaft sehr gut beschreibt.


Bodø – Kulturhauptstadt im Herbstschlaf

Die Europäische Kulturhauptstadt 2024 – davon hatten wir uns einiges versprochen. Doch als wir am Nachmittag in der Marina zum Landyachting anlegen und in Richtung Innenstadt schlendern, schlägt uns eher der Wind der 70/80er entgegen als der des Aufbruchs. Viele Läden sind geschlossen und die die noch offen sind haben um 15 Uhr schon zu, die Straßen wirken wie nach einer besonders langen Mittagspause, und selbst die Tauben scheinen sich gelangweilt zu haben. Nur die neuen Hotels, die Musikhalle und die Bibliothek deuten auf frischen Wind hin – vermutlich derselbe Wind, der die restliche Stadt verweht hat. Der Rest wirkt leider etwas in die Jahre gekommen – charmant nostalgisch, wenn man es positiv sehen will, leicht trostlos, wenn man ehrlich ist. Ein versöhnlicher Abschluss folgt am nächsten Morgen: Im charmanten kleinen Fischladen bekommen wir endlich den frischen Fisch, auf den wir uns schon die ganze Reise gefreut haben. Und siehe da – plötzlich schmeckt auch die Kultur wieder besser und der Fisch wird wach.


Folge nicht der Herde, bleib frei

Wer braucht schon die Autobahn E6, wenn man stattdessen eine der schönsten Küstenstraßen der Welt haben kann – inklusive Fjorde, Felsen, Fähren und Fischerdörfer? Die Rede ist natürlich von der Kystriksveien, auch bekannt als Fv17, einer rund 650 Kilometer langen Strecke, die sich von Bodø bis Steinkjer entlang der spektakulären Helgelandsküste schlängelt. Unsere Mission, diese Route in sechs Tagen zu erobern – und dabei sechs Fähren zu bezwingen. Wir nennen sie liebevoll die „Sechs Prüfungen der Nordsee“. Los geht’s beim Saltstraumen, dem stärksten Gezeitenstrom der Welt. Hier brodelt das Meer so heftig, dass selbst Poseidon Seekrankheit bekommen würde. Gleich danach wartet ein echter Eisriese: der Svartisen, Norwegens zweitgrößter Gletscher. Dieses gewaltige Eisfeld schimmert in allen erdenklichen Blautönen und wäre definitiv einen Abstecher wert, wenn wir nicht schon in Island gewesen wären. Danach geht’s weiter gen Süden, vorbei an Landschaften, die so schön sind, dass man alle fünf Minuten anhalten möchte – und dann doch nicht, weil man sonst nie ankommt. Unterwegs grüßen uns die legendären „Sieben Schwestern“, eine majestätische Bergkette bei Sandnessjøen. Ob sie wirklich Schwestern sind oder nur sieben besonders ehrgeizige Gipfel – darüber schweigt Norwegen. Später begegnen wir dem Torghatten, einem Berg mit einem Loch in der Mitte. Laut Sage wurde das Loch von einem enttäuschten Troll mit Pfeil und Bogen verursacht – vermutlich, weil er die Fähre verpasst hat. Und schließlich, mit der letzten Fähre von Kilboghamn nach Jektvik, überqueren wir feierlich den Polarkreis – diesmal Richtung Süden, also quasi rückwärts in die Zivilisation. Fazit: Die Kystriksveien ist keine gewöhnliche Straße, sondern ein Natur-Abenteuer mit maritimer Bonusrunde. Sechs Tage, sechs Fähren, unzählige Wow-Momente – und ein bisschen Muskelkater im Auslöserfinger. Wer hier nicht staunt, ist vermutlich selbst ein Troll.

Übrigens: Der Polarkreis war bereits in der Antike bekannt: Pytheas berichtete im 4. Jh. v. Chr. von der Mitternachtssonne, und Eratosthenes schrieb im 3. Jh. v. Chr. über die Polarkreise. Im mittelalterlichen Europa tauchten sie ebenfalls auf, etwa auf der Cantino-Planisphäre von 1500.


Trøndelag

Wetterroulette am Trondheimfjorden – Norwegische Vielfalt in zehn Minuten

Das Wetter am Trondheimfjorden spielt derzeit offenbar „Vier Jahreszeiten in zehn Minuten“ – eine Gratisvorstellung mit Sonne, Regen, Schnee und Wind, je nach Laune des Himmels. Das Thermometer? Eher im Winterschlaf unter 10 °C. Unser Wettermann Michael hat sich klugerweise nach Stuttgart abgesetzt (vermutlich in die Sonne), auf den Bergen der erste Schnee, weshalb wir kurzerhand den Tourplan neu würfeln: Ade Ålesund, ade Geirangerfjord, Trollstigen und Jotunheimen – die bleiben vorerst auf der Wunschliste.


Schweden die 2.

….Stattdessen geht’s jetzt Richtung Südosten; irgendwo zwischen Tynset und Tolga kreuzen wir unsere alte Route, während Stockholm auf der N70 schon verlockend winkt. …Und staune da das Wetter wird immer besser und wärmer!

Ein Platz – viele Eindrücke

Stockholm – wo jeder ein Boot hat (außer wir)

In Stockholm hat wirklich jeder ein Boot – nur du hast Sehnsucht. Und vielleicht ein Ticket für die Fähre. Zwischen endlosen Fika-Marathons, chillenden Elchen und 14 Inseln mit mehr Brücken als Tinder-Dates fragst du dich: Wie kann eine Stadt so schön UND so teuer sein? Wir schlendern durch die kopfsteinbepflasterten Gassen und ockerfarbenen Fassaden der Gamla Stan, bestaunen den Königspalast und das Nobel-Museum, während wir versuchen, nicht über Touristen mit Selfie-Sticks zu stolpern. Dabei treffen wir Gaya, eine quirlige Fremdenführerin, die Stockholm liebt – und das merkt man. Danach geht’s ab in die Markthalle, denn Sightseeing macht hungrig. Anschließend wird noch eingekauft fürs Abendessen – schließlich will man ja „wie ein echter Stockholmer“ leben. Abends wartet unser Highlight: Jens im Pub, der Exkollege, der vor kurzem noch mit Dromedaren in Saudi-Arabien chillte und jetzt wieder Stockholmer Sonne tankt. Zusammen mit Alexandra und Lilly wird es ein perfekter Sonntag – inklusive Sonne, Lachen und vermutlich zu viel Zimtwaffeln🧇🧇🍻.


Südschweden

Schweden entdeckt seinen inneren flüssigen Südeuropäer

Ja, auch das gibt es! Wir durften es in der Stockholmer Markthalle selbst erleben. Schon vor der Kleinen Eiszeit wurde in Schweden ein wenig Wein aus Trauben produziert – eher aus Trotz als aufgrund idealer klimatischer Bedingungen. Als es dann endgültig zu kalt wurde, machte man „Vin“ eben aus Äpfeln und Birnen: der schwedische Cidre war geboren. Im 18. Jahrhundert wagte man sich wieder an den Anbau von Weintrauben, doch der wirkliche Durchbruch kam erst in den 1960er-Jahren. Heute wachsen rund um Stockholm, im Süden bei Malmö und auf Gotland tatsächlich wieder echte Weintrauben. Klimawandel? Nun ja – ein bisschen vielleicht. Doch entscheidender sind die robusten PIWI-Rebsorten wie Solaris (in Freiburg entwickelt) und Rondo – und nicht zuletzt die noch robusteren Schweden selbst. Das kühle Klima hat sogar Vorteile: Schädlinge und Schimmel fühlen sich hier weniger wohl. Unsere Winzer im Süden würden davon träumen. Offizielle Weinregionen gibt es zwar nicht, aber immerhin ist Schweden inzwischen als EU-Weinbauzone anerkannt. Aktuell umfasst der schwedische Weinbau etwa 150 Hektar Rebfläche mit einer Produktion von rund 300.000 Litern – genug für ein mittleres schwedisches Sommerfest.Kaufen kann man schwedischen Wein beim Systembolaget oder in kleinen Mengen direkt beim Winzer – wobei eine Verkostung zur Zeit unseres Besuchs wegen der Weinlese nicht möglich war. Trotzdem: Skål – und viel Erfolg beim Hochziehen der nächsten tapferen Rebe!


Dänemark

Öresund, Orbit und ohne Umweg: R2F2 Sprint nach Süden

Wir brettern über die Große-Öresund-Brücke, werfen dem Kattegat einen lässigen Blick zu und steuern auf Kopenhagen zu. Die dänische Hauptstadt winkt freundlich, wir winken zurück – und fahren trotzdem vorbei. „Brücke, Blaulicht, Bye-bye Kopenhagen“ es ist G7-Gipfel, und auf stundenlanges Blaulicht-Ballett haben wir nun wirklich keine Lust. Also direkt weiter zur Fehmarn-Fähre – freie Fahrt für freie Reisende!


Unser hoher Norden

Matjes, Bier – und ein Strafzettel zum Nachtisch

Zwischenstopp bei Gosh Sylt in Heiligenhafen: Matjesbrötchen gemampft, nordisches Bier genippt – und zack, Strafzettel kassiert. Offenbar fand mein Womo den PKW-Parkplatz genauso gemütlich wie ich den Snack. Zum offiziellen Womo-Parkplatz waren’s noch ein paar Kilometer gewesen… und der wäre garantiert teurer gewesen als das Bier. 😅🚐🍺PS Matjes🐟sind in Freudental besser!😉

Auf zum nächsten Fischbrötchen nach Lübeck

Und was muss F2 in Lübeck machen? Natürlich zuerst das Holstentor knipsen – sonst glaubt ja keiner, dass F2 wirklich da war. Danach ab in die Altstadt, wo Backsteingotik, enge Gassen und kleine Innenhöfe einen an die Hanse erinnern. Weiter geht’s zum Lübecker Marzipanshop, zum Marzipantorte essen. Und wenn F2 dann noch nicht geplatzt ist, wartet das Open-Air-Museum am Hafen mit alten Schiffen, die nur darauf warten, fotografiert und fachmännisch vom Steuermann kommentiert zu werden.

… und was wäre nicht die Traver ohne Münde?
Travemünde ist ein entspannter Ferienort an der Ostsee und zugleich ein wichtiger Hafen für Skandinavien Fähren. Entlang der Ufer der Trave und der Strandpromenade reihen sich gemütliche Fischrestaurants mit Blick auf die Lübecker Bucht. Im Fischereihafen verkaufen verschiedene Stände frische Fischbrötchen mit Wartezeit von einer gefühlter Stunde. Wir besichtigen stattdessen die historische Viermastbark Passat – das Schwesterschiff der gesunkenen Pamir und der seit Kurzem wieder in Hamburg liegenden Peking. Alle drei gehörten der Hamburger Reederei F. Laeisz. Eine Tradition dieser Reederei besagt, dass fast alle ihre Großsegler mit dem Buchstaben „P“ beginnen – eine Hommage an den Spitznamen „Pudel“ für die Frau des Reeders, benannt nach ihrer lockigen Pudelfrisur.


Die Flucht vor dem Hamburger Atlantis

Kaum hatten wir uns’s gemütlich gemacht nach dem sonnigen Wochenende, da erinnerte uns das Wetter am Montagmorgen daran, wer im Norden eigentlich das Sagen hat. Ein Sturmtief zieht über Norddeutschland und Hamburg hinweg und verwandelte dort die Womo-Häfen in etwas, das an eine Mischung aus Schwimmbad und Weltuntergang erinnerte, also Leinen los, doch nicht nach Hamburg. Südlich von Neuhaus setzten wir mit der Fähre über die Elbe über, als wollten wir einer mythischen Sintflut entkommen wir suchten trockenen Boden und besseren Humor.


Till, Kunert & Kulinarik

. Unser neues Ziel: Schöppenstedt, wo uns unser Vetter Till erwartete – ins ehrwürdigen Till Eulenspiegel- Museum. Schließlich, so sagt man, seien wir am französischen Hof die Hofnarren gewesen, und der gute Nasreddin Hodja ist uns in der Türkei auch schon begegnet. Wir scheinen eine gewisse Vorliebe zu historischen Spaßvögeln zu haben😉. Das Museum selbst entpuppte sich als wahres Paradies für Schelme und Geschichtensammler, ein riesiges Archiv mit rund 3000 Bänden über den Mann, der um 1300 in Kneitlingen am Elm das Licht der Welt und den Schalk im Nacken erblickt haben soll. Die Ausstellung? Ein Volltreffer! Und die Sonderausstellung von Frank Kunert war das Sahnehäubchen dazu – lauter kleine, skurrile Welten, die einen erst wundern und dann unweigerlich grinsen lassen. Den krönenden Abschluss bildete ein Rostbraten mit frischen Pfifferlingen im Gasthaus „Zoll“ – so gut, dass Till vermutlich selbst kurz aufgehört hätte, Unsinn zu treiben, nur um mitzuessen.


Harz

Auf galaktischer Mission

Und wir wären nicht wir, wenn wir uns mit nur einem Planeten zufriedengeben würden. Nein, dafür kennt ihr uns zu gut. Denn die nächste „Galaxy“, die R2F2 ansteuern will, liegt in Halberstadt, dem Tor zum Harz – am Jakobsweg, nahe dem Hexenring der Kelten. Wir schauen uns den größten Domschatz nördlich der Alpen an und dürfen anschließend bei der Generalprobe für das heutige Orgelkonzert dabei sein, das wir uns dann am Abend anhören werden, den Hexenring lassen wir allerdings außen vor.


Wie Stiege zu seiner Stabkirche kam

1897 entstand bei Stiege eine Lungenheilstätte – beste Luft, beste Laune könnte man denken. 1905 kam eine Stabkirche dazu, angeblich gestiftet von einem skandinavischen Patienten, der nach seiner überstandenen TB offenbar richtig dankbar war. Im Mai 1905 wurde das damals noch als Kapelle bezeichnete Bauwerk von Superintendent Witzig geweiht – und Stiege hatte plötzlich ein ganz besonderes Schmuckstück.



Ein Finale ohne Weinprobe

Dettelbach am Main bildet den Abschluss der Reise. Dettelbach liegt in der Maingauklimazone, die zu den trockensten und wärmsten Zonen Deutschlands zählt. Dies ist auch ein Grund für den Weinanbau in der Region. Trockene Luft, warmes Klima, hervorragender Wein – und wir? immer noch ohne Weinprobe schleppen uns heiter zurück zu den Hochdorfer Kelten … leicht sonnengebräunt, und Matjesmäßig eingelegt.


Impressionen aus der Womo-Küche


Und hier kommt das unvermeidliche, aber absolut notwendige Gericht zum Nachkochen – weil nur darüber reden wäre wie ein Wikinger ohne Bier: sinnlos!

🛡️ Wikinger-Biersuppe nach schwäbischer Art 😎⚔️

(Für alle, die morgens schon Lust auf Abenteuer – und Bier – haben)

Zutaten:

8 Scheiben Schwarzbrot (oder das, was eure Vorratskammer so hergibt – wir sind ja flexibel, 600 ml dunkles Bier oder Malzbier (Nordmänner nehmen natürlich das Dunklere, ist praktisch wie flüssiges Gold), 225 ml Wasser, ein Schuss Honig, damit die Zunge nicht rebelliert, 150 ml Sahne (für den cremigen Schlag auf dem Schlachtfeld)

Zubereitung:

Brot in kleine Stücke schneiden – wer eine Axt zur Hand hat, darf, wer nicht, nimmt Messer oder Hände. Mit Bier und Wasser in einem Topf drei Stunden lang weich werden lassen. Perfekt, um in der Zeit die Rüstung zu polieren oder einen kurzen Wikinger-Tanz aufzuführen. Danach leicht köcheln, bis das Brot so breiig ist, dass man denkt: „Das könnte sogar Odin zum Frühstück gefallen.“ Pürieren, ein bisschen Zucker dazu (oder mehr, wenn ihr ein Honig-Häuptling seid), nochmal aufkochen. Heiß mit einem Sahne-Krönchen servieren – Vorsicht, nicht vom Geschmack erschlagen lassen!

🐟 Aalgeräuchertes Matjesbrötchen – sehr fein

(Für alle, die wissen: Wer Fische ehrt, hat immer gute Laune und keinen Kater.)

🍇 Crêpes mit Heidelbeeren – der krönende Abschluss

je nach Jahreszeit mit frisches Kompott oder Marmelade. Perfekt für Helden, die sich nach der Schlacht noch einen süßen Sieg gönnen wollen.

Bon Appétit!
(Und wenn die Wikinger plötzlich am Tisch stehen, einfach mehr Bier aufmachen – Sharing is caring!)


Fazit:

R2F2🚙 hat uns wieder durch alle Galaxien gebracht und sich als sehr alltagstauglich präsentiert, ideale Größe für kleine Straßen. Auch das Gasproblem im Norden war überschaubar. Wir sind überall hingekommen wohin wir wollten und haben nichts an ihm vermisst, es ist alles so wie es sein soll an seinem Platz und es muss noch nichts optimiert werden🛸. Wir sind immer noch rundum zufrieden! Unsere Herbstreise durch Norwegen war eine unerwartete Mischung aus tropischer Nacht bei 20 °C, eisigen Preisen und der Erkenntnis, dass Sachsen und Thüringer offenbar eine geheime Kreuzfahrt-Allianz besitzen, während halb Norwegen von Asiaten am Laufen gehalten wird. Wir sahen viele weiße Rentiere die uns Glück brachten, einige Seeadler und flimmernde Polarlichter. Auch gleich 2 Frauen namens Gaya – Mutter der Erde nach dem Kaos, die uns sagte, sie haben den Namen von ihrer Omas bekommen. Gefahren sind wir auf diese Tour 10027 km in 59 Tagen – mit erstaunlich nur sieben Regentagen, dank unserem direkten Draht zum Wettergott Thor (Michael)!


Don’t follow the Herd – stay wild!