DAS NÖRDLICHE LAZIO

Antikes – Gärten – Vulkane – Seen – Meer

Unsere Reise geht dieses Mal ins Herzen Italiens, in die Region zwischen Florenz und Rom und steht unter dem MottoANTIKES – GÄRTEN – VULKANE – SEEN – MEER. Entstanden ist dieses Thema durch Inspirationen der Ausstellung „Die Etrusker“ im Schloss Karlsruhe 2018 und einem Buch das ich vor kurzem bekam über „Die Gärten Italiens – von der Antike bis heute“ einer meiner Lieblingsthemen.


Die Fahrt

Unsere Reiseroute führt durch die Schweiz, vorbei am Lago di Como, Mailand, entlang der Poebene bis kurz hinter Bologna. Nach einem Zwischenstopp im Countryhouse Lordole geht die Fahrt auf der Autobahn weiter bis Siena, dann auf der Via Cassia (SS2) Richtung Roma, vorbei am Val de Ocra, Lago di Bolsena, Viterbo an das Endziel bei Vetralla. Dem kleinen Rustico Il Casaletto in der Localite della Noce.


Lazio

Das Land um Rom, ist eine der größten Kunstregionen der Welt. (lt. UNESCO liegen mehr als 50 % des künstlerischen Erbes weltweit in Italien, dabei hat Florenz alleine so viel wie Frankreich oder Spanien). Lazio außerhalb Roms hat sich dem Massentourismus meistgehend entzogen und bietet wunderschöne Hügel- und Berglandschaften, viele interessante antike Ausgrabungen aus etruskischer und römischer Zeit, sowie gut erhaltene mittelalterliche Ortschaften.


Die Städte

Vetralla

Ist eine kleine mittelalterliche Stadt ohne große nennenswerte Attraktionen und liegt am Fuße des Monte Cimini Vulkanmassives, sowie am Pilgerweg „Via Fancigena“. Die Via Francigena ist einer der 3 christlichen Pilgerwege des Mittelalters, dessen Hauptachse von Canterbury in England nach Rom führt. Vetralla selbst ist umgeben mit abwechselnd Haselnuss-, Oliven und Maronenplantagen.


Tuscania

Absolut lohnenswerte mittelalterliche Stadt (antikes Tusculum) in dieser italienischen Kulturlandschaft ohne große Touristenströme. Tuscania ist älter als Rom und war schon zu etruskischen Zeiten ein bevorzugter Ort. Hier ist die Geschichte durch alle Zeiten erlebbar. Sehenswert sind hier die Renaissance Paläste, Römische Straße und etwas außerhalb der Stadtmauer stehenden romanischen Kirchen aus dem 8. Jrhd. mit seinen Fresken und byzantinischen Verzierungen.


Barbarano Romano 

Interessante kleine mittelalterliche Gemeinde ohne große Touristenströme und Souvenirläden. Dafür hängt zwischen den Häusern noch die Wäsche und man ist unter sich.


Viterbo – Papststadt                                                                                              

Heute war es viel zu heiß um noch die Stadt anzuschauen, deshalb nur kurz zur Info: Die mittelalterliche Stadt war auch die dritte Papststadt nach Rom und Avignon.


Tarquinia – Antike und Mittelalter

Ein gut erhaltenes mittelalterliches Zentrum. Malerische Gassen und Winkel findet man im ganzen alten Teil der Stadt, eine schöne romanische Kirche, den Dom, ein Castello und fast so viele Geschlechtertürme wie in San Gimignano (Toskana)nur nicht so stark besucht. In der näheren Umgebung liegt einer der größten etruskischen Nekropolen


Civita di Bagnoregio

Östlich vom Lago di Bolsena liegt Bagneregio und Civita di Bagneregio. Die Civita ist eigentlich ein mittelalterliches Stadtmuseum mit Siedlungskern aus der Spätantike.  Es steht einzigartig auf einem Tuffsteinberg in einer tiefen Schlucht. Durch ein Erdbeben wurde die ursprüngliche Brücke zerstört und durch eine sehr hässliche 250m lange Fußgängerbrücke ersetzt, die heute die alte und neuere Stadt verbindet. Hier sind die Touristenströme sehr groß – China trifft Antike 😆


Antikes Etrurien

Das Land zwischen Toscana und Lazio

Das alte Etrurien war einst das Gebiet der frühen Hochkultur der Etrusker vor den Römern. Sie bestimmten vom 10. bis 1. Jhdt. v. Chr. den westlichen Mittelmeerraum und zählten dabei zu den bedeutenden Zivilisationen der Antike. Reger Handel zwischen Etrurien, das wertvolle Metalle besaß, Griechenland, Kleinasien und Ägypten, haben die Kultur und ihren Lebensstil entwickelt. Durch die Ausbreitung der aufkommenden römischen Kultur im 4. Jhdt. v. Chr. gingen sie in derer unter und nahmen ihr Geheimnis ihrer Lebensart mit ins Grab. Viele Ausgrabungen ihrer Nekropolen spiegeln ein Bild ihres Lebens.

Äquadukt bei Taquinia

Tarquinia – Antike

In der näheren Umgebung ist einer der größten etruskischen Grabfelder in denen sich Wandfresken vom etruskischen „La dolce Vita“ befanden. Sie sind heute im Nationalmuseum leider hinter dickem Glas zu sehen.  Böse Zungen behaupten auch die Römer haben die Errungenschaften der Etrusker als ihre ausgegeben.

Norchia

Wahrscheinlich das antike Orclae, ist in einer verwilderten Schlucht nur wenige Kilometer von Vetralla entfernte etruskische Nekropole. Die Gräber wurden mit Reliefs verzierte in den Tuffstein gehauen und stammen aus dem 4.-2. Jhdt.v.Chr.


Italienische Gärten von der Antike bis heute

Parco dei Monstri – Bomarzo

Am Rand vom Tibertal, nur ein paar Kilometer von Viterbo entfernt liegt ein Park. Der „Parco dei monstri“ oder auch der „Heilige Wald“ genannt, entstand 1552 von Piero Ligorio geplant, im Auftrag von Fürst Vicino Orsini für seine Liebste. Nach dem Tod der Erben von Orsini verfiel der Wald in einen ca. 400 Jahre langen Märchenschlaf und wurde in den 1950-ern wiederentdeckt. Der Park der Monster zeigt bizarre mystische Steinskulpturen aus der Antike. Die Sphinx, Cassiopeia die Schildkröte mit der triumphierenden geflügelten Siegerin, Pegasus, Neptun, Orcus- der König der Unterwelt, Cerberus der Höllenhund, Janus mit seinen zwei Gesichter und vieles mehr, geben sich der Reihe nach, die Hand. Auch Salvator Dali ließ sich hier surrealistisch inspirieren. Hierzu gibt es auch einen Film von ARTE: Magische Gärten: Sacro Bosco Doku (2016)

Quelle: Bomarzo – the park of the monster, Soc. Giardino di Bomarzo


Villa Lante – Bagnaia

Auch Bagnaia, etwas östlich von Viterbo, mit seinem gut erhaltenen mittelalterlichen Stadtzentrum zählt zu den schönen Orten zwischen Rom und der Toskana. Besonders interessant ist die Villa Lante mit seinem Garten und den beiden Renaissancebauten. Ein harmonisches Zusammenspiel zwischen Kunst und Natur haben die Brunnen und Wasserspiele, die durch die Hanglage (am Monti Cimini )dem Ganzen eine besondere Atmosphäre und Klima geben und stundenlang zum Verweilen anregten.


Palazzo Farnese – Caprarola

Der fünfeckige Renaissance Palazzo Farnese mit seinem Park thront majestätisch am oberen Ende über dem Ort Caprarola auf der Südseite des Monti Cimini und war jahrelang der Sommersitz der italienischen Präsidenten. Das Innere des Palazzos mit imposanten Fresken, sowie Karten der verschiedenen Kontinente und einer Weltkarte aus der Zeit von Marco Polo, Christoph Columbus, Americo Vespuci, Ferdinand Magelan tapezieren die Wände.

Für uns natürlich besonders interessant, weil wir noch Motive für die Außengestaltung unseres R2F2 suchen.

Il Giardino die Taiocchi – Capalbio

Die Künstlerin Niki de Saint Phalle verwirklichte Ende den 70-er Jahren hier ihren esoterische Skulpturengarten, der auf Tarotkarten beruht. Der Park ist angelehnt an Gaudi’s Park Güell in Barcelona. Figuren des Parks: Die Hohe Priesterin, die Kaiserin (ähnelt der Sphinx), die Sonne (als Vogel), die Gerechtigkeit (mit der Waage), die Stärke (als Drachen), …

Ich habe aber durchaus auch Ähnlichkeiten mit antiken Figuren aus dem Wald von Bormazo (Hydra, Teufel, Höllenhund) gesehen und Bernd fand in manchen Figuren Ähnlichkeiten zu mir.

Quelle: Fondazione „Il Giardino die Tarocci“.

Vulkane und Seen – Geologie Lazio

Das Gebiet in Lazio hat deutliche Hinweise, dass die Vergangenheit hier nicht immer friedlich war. Als Zeichen gelten hier die vielen rundlichen Seen. Sie sind mit Wasser gefüllte Calderas. Eine Caldera ist eine große meist runde Vertiefung nach einem Vulkanausbruch und entsteht, wenn die entleerte Magmakammer dem Druck des Vulkans nicht standhielt und einsackt. Calderen: Bolsena-, Vico -, Braccano-, und die weiteren Calderen der Sabatiner Berge

Monti Cimini – Lago de Vico

Inmitten des erloschenen Monti Cimini- Vulkanmassivs erstreckt sich zwischen Maronenwäldern, Haselnuss- und Olivenplantagen der rund 500 m hoch gelegen Lago de Vico. Bei guter Sicht kann man am ca. 800 m hohen Kraterrand über das nördliche Lazio das Meer, sowohl auch auf der anderen Seite des Massivs, die umbrischen Berge sehen. Der Lago de Vico soll der Legende nach durch den Keulenstoß des Herkules entstanden sein.

Der See wird von den Italienern nicht so stark frequentiert, da hier die Temperaturen gut 4°C geringer sind als am Fuß des Massivs und uns dadurch das Überleben bei 36°C im Schatten ermöglicht. Er ist auch unser willkommener Anlaufpunkt nach den Exkursionen in der Hitze.

Caldera Vico

Lago di Bolsena

Der Lago di Bolsena liegt in einer traumhaften Ebene umgeben von Weinbergen mit vorzüglichen Weinen. Geologisch ist der Lago di Bolsena auch eine Caldera. Mehreren sehenswerten mittelalterliche Ortschaften befinden sich in unmittelbarer Seenähe. Orte die wir uns angeschaut haben, sind Auquadente mit seiner Domkirche, Montefiascone, 

Uns wurde der Lago di Bolsena von unserem Vermieter zum Baden dringlichst empfohlen, was uns selber aber vor die Frage stellte: Wieso? „Der Vico ist doch unserer Meinung nach viel schöner!“  Tja, wir kamen schnell darauf, der See ist um ein paar Grad wärmer und „die Italiener“ plantschen und schwimmen nicht. Man kann sehr weit hineinlaufen bis das Wasser tiefer wird bzw. glauben wir, dass man durchlaufen kann (ist natürlich quatsch, irgendwann kann man bestimmt nicht mehr stehen).



Rückfahrt?

In Etappen… erstreckt sich auch die Rückfahrt nach Hause. Ein paar Tagen bleiben wir noch im Piemont. Übernachtet wird in dem kleinen Agriturismo „La Romana“ in Nizza Montferrato. Das heißt nochmal ausspannen nach dem Ganzen „Süßem Nichtstun!“  – Wir wollen ja hier keinen Stress aufkommen lassen und gestresst nach Hause kommen! 😉




Nennenswertes und Alltägliches

Generelles

Morgens ausschlafen, ausgiebig Frühstücken, dann kleines Vormittagsprogramm bevor die große Hitze kommt. Abkühlung am Nachmittag. Gutes Essen am Abend, mit einem zum Essen passenden Wein – „Dolce far niente!“

Ab 14 Uhr

Bei Temperaturen um 39 Grad beginnt mein Göttergatte wie ein alter Esel zu streiken. Er will keinen Meter mehr weiterlaufen, er braucht jetzt eine Abkühlung, innerlich wie äußerlich. Dabei sind ihm nun die alten Steinhäufen egal. Männer sind halt nicht leidensfähig und fallen sehr schnell in ihre Urinstinkte zurück.

Zum Nachkochen aus Lazios Küche

Gedünsteten Steinpilzen auf Maronen-Ricotta-Ravioli, dazu einen Weißwein Moscato von Montefiascone

Zutaten für 4 Portionen

  • 300 g Nudelteig, fertig kaufen oder selber machen
  • 500 g Ricotta
  • 250 g gehackte Maronen (Beutel im Wasserbad erwärmen)
  • 5 Eigelbe
  • 4 EL Butter
  • 4 EL Mehl
  • PriseMuskatnuss
  • Salz
  • Pfeffer
  • Mehl für die Arbeitsfläche

Steinpilze putzen, ein wenig zerkleinern. Knoblauch, etwas Thymian, Rosmarin und warmen Maronen fein hacken. In einer großen Schüssel Ricotta, 4 Eigelbe, Maronen, Kräuter und Gewürze vermengen. Den Teig in ca. 6x6cm Quadrate ausschneiden. Restliches Eigelb mit etwas Wasser verquirlen. Jedes Quadrat mit Eigelb einpinseln und auf jedes jeweils 1TL der Ricotta-Füllung auf eine Seite geben. Nun den Teig zur Hälfte umschlagen, den Rand fest andrücken, evtl. mit einer Gabel verzieren. Anschließend die Ravioli in kochendem Salzwasser ca. 5 – 7 Min garkochen. Sie sind fertig, sobald sie an der Wasseroberfläche schwimmen. Abgießen und beiseitestellen. Rosmarin und Thymianzweige sowie Knoblauchzehe mit den Steinpilzen anbraten. Mit Salz, Pfeffer würzen zur Seite stellen. Die Ravioli kurz in einer Olivenöl- Buttermischung schwenken. Zum Servieren die Ravioli mit den Steinpilzen in tiefen Tellern servieren. Bon Appetito!


Das Meer

Erschreckend das viele Plastik, das an den Stränden von Tarquiana und bei Capalbio im Meer schwimmt hat doch in den letzten 5 Jahren bedeutend zugenommen.😥


Hannover oder Notfall an Bord

Was machen wir, wenn es bei unseren Touren einen medizinischen Notfall gibt? ->